Donnerstag, 26. September 2013

Ein total normaler ganz anderer Tag in meinem neuen Zuhause

Total normal - mal ganz anders! Gut, so anders nun auch wieder nicht. Aber im Vergleich zu Deutschland gibt es eben doch ein paar Unterschiede, aber lest selbst:

Montag. Oder Dienstag. Oder ein anderer Tag.

6:00 - Ich wache meistens schon viel zu früh auf. Ein vorteil: Yay, noch eine viertel Stunde schlafen!

6:20 - Jetzt muss ich mich aber aufraffen. Ich ziehe mir meine wunderhübsche Schuluniform an, schlappe ins Bad neben an und wasche mir den Schlaf aus den Augen. Dann mach ich mich auf den Weg durchs Wohnzimmer zur Küche um zu frühstücken. Eigentlich besteht mein Frühstück nur auf einer Tasse kaltem Kakao; um diese Uhrzeit kann man einfach nichts vernünftiges essen. Vielleicht ein Keks.

6:45 - Ich packe noch schnell meine Schulsachen zusammen (bestehend aus Kuli, Bleistift, Radiergumme, Notizblock und Schulbuch - ja, nur ein Schulbuch), dann steige ich ins Auto. Der Weg zur Schule ist eigentlich zu kurz fürs Auto, aber zu Fuß zu lang und sowieso geht hier fast niemand jemals zu Fuß.

7:00/7:05 - Mal komm ich auf die Minute pünktlich, mal etwas zu spät. Aber das macht nichts, weil absolut alle mal zu spät kommen, allen vorran die Lehrer. Ich setzte mich auf meinen Stuhl, eher ein Stuhltisch - oder Tischstuhl?, vor eine Freundin.
Nun, manchmal ist der Lehrer schon da, manchmal nicht. Aber sobald er da ist, gehts los. Es gibt nicht diese Begrüßungszeremonie, die ich aus Deutschland gewöhnt bin: Alle bleiben sitzen und es gibt auch kein gesingsangtes "Guten Morgen" - beziehungsweise "Bom dia".
Jetzt geht es los mit drei Stunden Unterricht.

Der Unterricht ist ziemlich frontal. Zuerst schreibt der Lehrer oder die Lehrerin jede Menge an die Tafel (außer in Kunst, aber da lernen wir sowieso überhaut nichts), das man übertragen muss. Nur selten diktieren die Lehrer etwas, sind also ein wenig fleißiger als manche deutschen Lehrer. Soweit ist es für mich noch ziemlich einfach. Mal abgesehen von den Sauklauen mancher Professors, die das entschlüsseln unbekannter Wörter manchmal etwas schwierig macht.
Dann kommt die Erklärung zu dem Geschreibsel. Hier ist es für mich nicht ganz so einfach, weil ich einfach nicht mitbekomme, wann die Lehrer vom Thema abschweifen, und wann nicht. Aber den Stoff kriege ich meistens trotzdem grob mit.
Am einfachsten sind für mich die Naturwissenschaften, weil da so schön viel gezeichnet wird und weniger Buchstaben als Zahlen vorkommen; außer in Bio, das ist etwas kniffliger (Gene und Vererbung auf Portugiesisch ist nicht so einfach, wenn man nicht versteht, dass die Kuh schwarz zein soll und nicht gehörnt).  Geschichte ist eigentlich auch noch recht einfach, die meisten Worte kann ich mir da dann irgendwie irgendwoherleiten und "Holländer" und "Portugiesen" versteht man auch ganz schnell.
Schwieriger wird es allerdings dann bei Portugiesisch, das in Literatur, Schreiben und Gramattik unterteilt ist, und Sozialkunde und Philosofie. Eigentlich versteh ich da schon gar nichts mehr. Außer ein paar einzelne Worte!
Bleiben noch Kunst und Englisch. Beides für mich total einfach weil ich erstens zeichnen und zweitens Englisch kann! Die meisten in meiner Klasse können kein Englisch, lernen einfach nur auf die Tests das nötigste und vergessen es sofort wieder. Das einzige, was sie ausnahmslos alle sagen können ist "He is gay!"
Und damit wären wir bei der Pause (:

9:30 - Große Pause! Endlich. Zwischen den einzelnen 50-Minuten-Schulstunden gibt es keine Pausen, nur einen Lehrerwechsel, die sich die Klinke in die Hand geben. Darum sind Freistunden hier wirklich gern gesehen, denn sowas wie Aufsicht oder Verstretung gibt es nicht. Liegt auch daran, dass solce Freistunden immer sehr plötzlich auftauchen, das System mit Vertretungsplänen oder Krankmelden ist hier nicht in Kraft.
Also zurück zur Pause: Weil es, wie gesagt, um halb Sieben einfach zu früh ist um anständig zu essen (jedenfalls hier, in Deutschland ging das immer), ist es bei den meisten Leuten jetzt Zeit für ihr Frühstück. Um das Schulgelände herum sind unzählige Imbissbuden, die hälfte davon ist sogar auf dem äußeren Gelände der Schule - die mit einer Universität zusammenhängt, die auch teilweise der Grund für die vielen Essensmöglichkeiten ist. Man bekommt alles, was schnell geht: Von Eis über zahlreiche Getränke, belegte Brötchen und Obst (ich hab noch nie jemanden das essen sehen...) bis hin zu Hot Dogs, Burgern und frittiertem Zeug. Es gibt wahrscheinlich noch viel mehr, aber ich habe noch nicht alle Winkel der schuleigenen Fressmeile durchprobiert.
Wobei ich wirklich nur probiere. Hier mal ein Bissen, da mal ein Löffelchen, so schnorre ich mich durch. Aber ich brauche auch eigentlich nichts, schließich gibt es um halb eins schon Mittagessen. Die meisten Pausen verbringe ich also so wie in Deutschland auch: Auf den Gängen hängen, in Klassnzimmern sitzen und reden, Quatsch machen und sich unter Freunden ärgern. Jede Pause ist total witzig. Zu anfangs wurde ich von allen belagert, vollgequatscht und ausgequetscht, aber mittlerweile hab ich meinen Freundeskreis gefunden. Zum Glück! Denn zwischenzeitlich hab ich meine Freunde und Familie zuhause ziemlich vermisst, tu ich immernoch! Aber mi Freunden ist das alles ein wenig leichter.

12:10 - Schule aus! Nach drei Stunden vor und drei weiteren Stunden nach der Pause geht es jetzt endlich wieder nach hause. Mittlerweile hab ich ziemlichen Hunger. Ich werde nach hause kutschiert, wo auch sofort das Mittagessen auf mich wartet. Meistens esse ich mit meiner Gastmama und meinen beiden großen Brüdern zusammen, manchmal sind noch mein Gastpapa, Freunde meiner Brüder oder unsere Haushaltshilfe dabei. Mittags gibt es immer Warm. Und immer frisch gekocht und lecker. Nicht leckerer als zuhause, es ist einfach anders, aber genau so gut!

12:40 - Nach dem Mittagessen ist meistens erstmal Mittagspause angesagt. Meine Brüder müssen an manchen Tagen nachmittags zur Uni, Montags hab ich von 14:00 bis 17:00 Schule, aber bis halb zwei ist es immer ziemlich ruhig im Haus. Meine Mittage verbringe ich meistens mit Schlafen oder Lesen, beziehungsweise einer anderen ruhigen Beschäftigung nachgehen.

Nachmittags ist dann immer unterschiedlich. Montags und Mittwochs hab ich abends Tanzen, ansonsten treffe ich mich mit Freunden in der Stadt oder so. Hier gibt es leider nicht viel... nein, nichts, das man machen kann, also muss man Stadtbummeln, zusammen hocken und Tereré trinken und sich irgendwie anders beschäftigen. Meist redet man, hört Musik und trinkt bzw. isst.

Abends ist nicht mehr viel los. manchmal gehen meine Brüder weg, manchmal nehmen sie mich mit zu Freunden, wo man genau das gleiche macht wie nachmittags :D
Oder die Familie sitzt auf der Couch und schaut fern. Und sehr spät abends, in einer Zeitspanne zwischen 20:00 und 23:00 essen wir zu Abend. Meist essen wir einfach nur Sandwiches, manchmal bestellen wir uns Pizza oder machen Hot Dogs. Gesund ist es eigentlich nie wirklich ;)

Mein Alltag ist für mich mittlerweile ganz normal, aber am Anfang war ich machmal etwas verwirrt über die Gewohnheiten der Brasilianer.
Alles wird eher langsam angegangen, man trödelt rum und fährt immer in letzter Minute los, und wenn man ein wenig zu spät kommt ist es auch nicht tragisch! Manchmal verpennt man Sachen. Tja. Passiert. Meistens geht man einfach, wann man Lust hat, jetzt zum Beispiel sind auf einmal alle meine Leute weg und ich teile mir das Haus nur mit den zwei Katzen und dem Hund... Passiert! :D


                                  Und die sind auch nicht wirklich aktiv...

Oh! Fast hätt ichs vergessen: Die versprochenen Bilder von meinem ersten Sonnenuntergang, den ich mit der Kamera einfangen konnte! Es war wirklich sehr schön!!! <3



 So, und jetzt bin ich nach der ganzen Tipperei und Fotohochladerei ziemlich müde (: Ich wünsch euch allen ein schönes Wochenende!

Endlich da!

Nach einem kurzen, verschlafenen Flug kam ich in Campo Grande an, war endich fast am Ziel!
Es war eine herzliche Begrüßung und irgendwie tat es dann gut, sich von der Gastmama knuddeln zu lassen und ins Auto gesteckt zu werden. Der Prozess mit den Fotos und Händeschütteln, Küsschen hier, Küsschen da, war erstaunlicherweise ziemlich schnell übertsanden. Oder es kam mir nur so vor, weil ich so müde war.
Wir sind noch kurz was essen gegangen (hatte seit einem Frühstück um 4:00 Uhr örtlicher Zeit nichts merh gegessen - es war halb drei), und dann nochmal ins Auto und drei Stunden über schnurgerade Asphalt- und Schotterpiste gebrettert - mit Sonnenuntergang im Rücken.
Ich glaube, ich bin einfach nurnoch ins Bett gefallen und habe geschlafen, als wir dann endlich in meinem neuen Zuhause angekommen sind. Erst morgens hab ich dann gemerkt, dass ich sogar noch meinen Schlafanzug angezogen und geduscht hab ;)

                                 Meine Gastmutter Denilce und mein Gastvater Volmir (:

Langer Weg bis nach unten - in den Süden Brasiliens

Es war ein langer Wen bis hierher. Das wird mir jetzt erst richtig bewusst. Nicht nur die etwa 10100 Kilometer Luftlinie zwischen Dourados und Karlsruhe, auch die ganze Geschichte davor.
Angefangen mit dem vielen Papierkram und Kram den ich schreiben musste, manchmal verzweifelt bin, aber irgendwie doch schaffte. Dann traf ich das erste mal direkt auf AFS: Das Auswahlwochenende. War verdammt lustig und hat wahnsinnig viel Spaß gemacht, aber Schlaf bekommt man bei AFS generell wenig (;
Nicht schlimm, ich bin trotzdem mit Vorfreude auf die erste Vorbereitung gegangen; und meine Vorfreude wurde nicht enttäuscht! Wieder gute Dosis Spaß und ich viele Sachen mit auf den Weg genommen und mich dann sofort auf die zweite VB gefreut. Natürlich war auch die super, aber, wie gesagt, ist AFS zwar die coolste Sekte der Welt, verursacht aber heftigen, akuten Schlafmangel.
Egal, denn der Spaß und die Erfahrung machen es wett; genauso verging auch die länderspezifische Vorbereitung dann viel zu schnell, aber wenigstens einen langen Wegabschnitt hatte ich dann hinter mich gebracht (:

In der Schule ist vor den Ferien ja bekanntlich nix mehr los... Naja, diesmal war es genauso. Filme schauen, labern, frühstücken, reden, spielen, bis zum Sporttag. Am Wandertag in den Zoo und Minigolfen (True Story! So etwas macht man in den neunten Klassen Karlsruher Gymnasien) und dann, letzter Schultag! Endlich die blöden Zeugnisse, die verschwinden, was nicht schlimm ist, weil wir ja eh schon alle Noten wissen. Irgendwie ging das Verabschieden nicht weniger schnell rum als vor allen anderen Sommerferien, außer, dass einem noch ein paar mehr Leute viel Spaß wünschen. Vielen Dank hier nochmal an alle! (:

Ach, ich liebe Partys! Schon lustig, dass man bei Abschiedsfeiern immer so viel Spaß hat, obwohl es darum geht, dass jemand geht... aber ich find's super!
Es war eine wirklich schöne Party und auch hier will ich mich nochmal bei allen lieben Leuten bedanken, die gekommen sind! Und natürlich auch vielen Dank für die Geschenke (;
Ganz besonderer Dank hierbei gilt natürlich meinen Eltern dafür, dass sie das möglich gemacht haben (aber ehrlich Mama, kein Mensch war im Haus! Warum?? ;D)!

Ich hatte gedacht, es wäre schwerer weg zu fliegen, als zu packen, aber letztendlich tut es sich nicht viel. Mit drei Kilo mehr als empfohlen und Stau kamen wir (Mama, Papa, beste Freundin) dann in Frankfurt am Flughafen an. Erstmal Oma am Bahnhof abholen und dann Richtung Gate schlappen. Gate finden und warten mit AFS. Viel Warten und dann ein schwerer Abschied aber für Tränen ging es für mich zu schnell. Aber auch hier Danke an euch, die ihr mich bis zum Abflug begleitet (oder sollte ich 'geleitet' sagen?) habt!
Ein klein wenig Hektik und leichte Panikanflüge diverser Leute beim Einchecken, aber letztendlich kam alles mit und dann saßen wir irgendwie auch erstaunlich schnell im Flieger nach Sao Paulo. Die zwölf Stunden gingen erstaunlich schnell rum, aber die meiste Zeit habe ich auch geschlafen. Ich hatte gesagt, AFS verursacht Schlafmangel? Ja, das kommt jetzt: Ich hatte auf dem Flug anscheinend doch nicht so viel geschlafen und dann in Sao Paulo angekommen und erst mal etwa sechs Stunden IM Flughafen rumgegammelt... Die erste frische brasilianische Luft, die ich geschnuppert hatte, waren die Taxiabgase im Eingangsbereich des Flughafens (von der Stadt habe ich entsprechend viel gesehen). Schade, aber alles zu seiner Zeit. Irgendwann hatten wir dann genug Zeit totgeschlagen um zum Gammeln umzuziehen. Etwa 200 Meter zum nächsten Gate.